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Dr. Franz Schubertgestorben am 16. Mai 2023

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Ich schreibe hier für Sie und Euch, einen nicht ganz kurzen und auch sehr persönlichen Nachruf auf Prof. Dr. Franz Schubert. Auf Franz, den Professor unserer Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Ein Nachruf auf den Kollegen, den Freund, den „möglich Macher“. Auf Franz, die tragende Säule, die warme Wand an die man sich anlehnen konnte.
Vor genau 20 Jahren, im Sommer 2003, kam ein junger, an der HAW ausgebildeter Ingenieur, an seine Alma Mater zurück, mit einer etwas speziellen Idee für ein Forschungsprojekt aus dem Kontext intelligenter Stromnetze. Ich erspare Euch und Ihnen hier die Details. Nur so viel: Franz hörte sich die Idee in Ruhe an, stellte ein paar gezielte Fragen und beendete das Meeting mit den Worten: „Ok, dann schreib Du mal Deinen Forschungsantrag, ich organisiere das hier mit der Hochschule.“
Der junge Ingenieur, das war ich. Und unser gemeinsames Forschungsprojekt damals hieß „Insel“ Insel war sehr erfolgreich, so erfolgreich, dass wir danach schnell das nächste Projekt starteten. Und dann noch eins und noch eins und plötzlich war da eine ganze Forschungseinrichtung, das C4DSI, mit über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Und das Besondere daran war: Franz hat diesen großen Erfolg nie für sich persönlich vereinnahmt. Er war zwar der verantwortliche Professor, aber er blieb immer die Eminenz im Hintergrund, er hielt uns den Rücken frei und ließ uns machen. Dabei hat er unseren gemeinsamen Erfolg sehr genossen, aber hat ihn eben nie für sich persönlich reklamiert.
Im Gegenteil, Franz hatte immer diese besondere Art einem klarzumachen, dass es auch noch wichtigere Dinge im Leben gibt, als den beruflichen Erfolg.
Wenn man mit Franz z. B. wegen irgendeines Projekts auf eine Forschungskonferenz im Ausland fuhr, dann war ihm das gemeinsame Erlebnis vor Ort, der gemeinsame Restaurantbesuch oder die Stadtbesichtigung, oft viel wichtiger, als die Inhalte der Konferenz. Das war für uns junge und oft sehr ambitionierte Forscher manchmal etwas irritierend, aber Franz hatte diese Gabe einen wieder zu erden, wenn man in seinem Augen etwas zu weit abgehoben hatte.
Franz verstand es auch wunderbar, das persönliche, das menschliche wie eine wärmende Decke über die Anonymität und Kälte des Wissenschaftsbetriebs zu legen. Damit hat er unserem Team damals viel Seele eingehaucht. Am C4DSI war man nicht nur, weil das interessante Forschungsprojekte waren. Am C4DSI war man auch einfach gern, weil es so ein ausgeprägtes „Wir“ Gefühl gab. Viel von diesem „Wir Gefühl“ hat Franz gestiftet:
Gemeinsames Paella kochen bei ihm zuhause, Montagsmorgens ein gemeinsames Frühstück mit dem ganzen Team. Und gerne nutze Franz dann diese Runden für kurze, aber präzise Kurskorrekturen.
Bei mir persönlich hat er dann auch nochmal eine entscheidende Kurskorrektur vorgenommen: Ich habe damals mit dem Rückenwind des ganzen Forschungserfolgs promoviert und ich wäre vermutlich nie fertig geworden mit meiner Promotion, wenn Franz nicht eines Tages in der Tür gestanden und gesagt hätte: „So, Jung, jetzt mach mal ein Ende und gib ab. Wir schreiben hier eine Stelle für einen Professor aus und ich will, dass Du Dich da bewirbst. Und Du kannst Du Dich nur bewerben, wenn Du fertig bist. Also los, Du hast noch drei Monate. Sieh zu.“ Klare Ansagen. So war Franz.
Und, nein, ich habe die Stelle damals nicht bekommen, aber mit dem Schubs wurde die Diss endlich fertig und etwas später klappte es dann auch mit der Professur.
Liebe Trauergemeinde, unser C4DSI von damals ist heute im CC4E der HAW Hamburg aufgegangen. Wir sind die größte Forschungseinrichtung geworden, die es an unserer Hochschule gibt. 78 Forscherinnen und Forscher arbeiten an allen möglichen Forschungsprojekten zu Fragen der Energiewende. Und ich darf seit kurzem diese Einrichtung leiten.
Warum betone ich das hier so?
Weil Issac Newton mal geschrieben hat:
„If I have seen further than others, it is only by standing on the shoulders of giants”
Sinngemäß etwa: “Wenn ich in der Lage war, weiter zu schauen als andere, dann nur, weil ich auf den Schultern von Riesen stand.“
In meinem, in unserem Fall, war einer dieser Riesen, Franz.
Ein stiller Riese mit wirklich breiten Schultern.
Danke Franz, dass ich, dass wir, auf Deinen Schultern stehen darf.
Wir können sehr weit sehen von dort.
Du wirst uns immer tragen.